Einsatzgebiet und Nutzen der Gewaltfreien Kommunikation
Nicht nur die körperliche Gewalt führt zu Schmerz, Wut, Ärger oder Kleinheits- Gedanken. Worte sind oft viel verletzender und nachhaltiger als eine Ohrfeige.
Wer kennt das nicht? Auf Arbeit versteht einen keiner und zuhause wird man falsch verstanden. Die Kinder wollen wieder mal ihre Hausaufgaben nicht erledigen und bei den Kollegen bahnt sich auch wieder der nächste Konflikt an. Egal ob als Mitarbeiter, Führungskraft, Selbstständiger oder als Eltern. Überall kommt es zu Missverständnissen oder verbalen Auseinandersetzungen, die uns nicht kalt lassen. Klar. Das Modell von Schulz von Thun erklärt sehr gut, warum das so ist. Doch wie können wir das ändern? Wie kann ich kommunizieren, dass ich verstanden werde und sich keiner auf den Schlips getreten fühlt?
Dieses Modul versetzt Sie in die Lage, so zu kommunizieren, dass sich alle Menschen von Ihnen gut verstanden fühlen. Es bemächtigt Sie in die Welt des Anderen einzutauchen, was dazu führt , dass sie langfristig nicht nur viel weniger Konflikte haben, sondern Konflikte gar nicht erst entstehen.
Dazu haben Sie mit GfK und den weiteren Modulen der the key – Business Coach Ausbildung das Handwerkszeug, um in Unternehmen neue Kulturen zu integrieren, Führungskräfte zu befähigen, Konflikte zu schlichten und Vertrauen aufzubauen. Mit der verbindenden Kommunikation kommunizieren Sie wesentlich erfolgreicher. Es beschleunigt Ihre Karriere und bereichert Ihr Berufs- und Privatleben.
Dieser Artikel soll Ihnen im ersten Teil einen Einblick geben, was GfK ist und welcher Nutzen für Sie daraus resultiert. Im zweiten Teil geht es darum, wie diese Art der Kommunikation angewendet wird und welche Schritte vermittelt werden.
Was ist gewaltfreie Kommunikation?
Unter Gewalt versteht Marshall B. Rosenberg (MBR) jede Form des Denkens und Sprechens, was uns Urteile fällen lässt und Menschen in Schubladen steckt. Das beginnt schon im Kopf, denn man bewertet, interpretiert, beschuldigt und unterstellt (richtig und falsch, gut und böse, fleißig und faul, kompetent und inkompetent). Ebenso gewaltvoll ist, wenn man sich um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse kümmert, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen.
Marshall B. Rosenberg meint damit eine verbindende Kommunikation ohne Schuldzuweisung, Unterstellung oder Interpretation.
Leider wissen wir oft selbst nicht, was wir wollen. Wir wissen lediglich, was der andere falsch machen oder hätten tun sollen. Damit üben wir Gewalt gegenüber dieser Person und auch gegenüber uns selbst aus. Darüber hinaus begeben wir uns in eine Abhängigkeit. Das würde nämlich bedeuten, dass es eine andere Person in der Hand hat, ob wir uns gut oder schlecht fühlen. Dem ist zum Glück nicht so. Wir selbst haben es in der Hand.
Grundlagen der GfK
GfK ist mehr als nur Kommunikation. Es ist eine Lebenseinstellung. Eine innere Haltung. Marshall B. Rosenberg lädt ein, sensibler für unsere Sprache zu werden. Er ist der Ansicht, dass wir schon als Kinder eine Sprache lernen, die die Verantwortung für unsere Gefühle auf andere abwälzt. Wenn also zum Beispiel mein Bedürfnis nach Ruhe nicht erfüllt ist, dann:
- ist jemand anderes daran Schuld
- hat jemand anderes etwas falsch gemacht
Unsere Sprache verschleiert, dass es unsere eigenen Wünsche, Erwartungen, Sehnsüchte, Werte und Gedanken sind, die unsere Gefühle auslösen. Wir bewerten andere, kritisieren und Unterstellen und das führt immer zu Stress und Gegenwehr.
Im Kern geht es um das Verstehen eigener und fremder Bedürfnisse. Gewaltfreie Kommunikation trägt zur kontinuierlichen Entfaltung der eigenen Empathiefähigkeit gegenüber anderen, jedoch auch besonders gegenüber mir selbst bei.
Das Konzept der GFK basiert auf 3 Säulen:
- Einfühlsames Zuhören
- Selbstempathie
- Achtsamer und aufrichtiger Selbstausdruck
Über den Weg der Selbstempathie erspüren wir unsere Gefühle und Bedürfnisse. Wir finden Zugang zu unserem inneren Kompass und treffen Entscheidungen, hinter denen wir voll und ganz stehen. Durch das Training einer achtsamen Sprache lernen wir uns klar auszudrücken, ohne andere anzugreifen oder zu verletzen. Das Bewusstsein über unsere Bedürfnisse verhilft uns zu einer authentischen und friedfertigen Form der Selbstbehauptung. Durch empathisches Zuhören lernen wir, unsere Umwelt zu verstehen und Verbindung zueinander aufzunehmen.
Nichts wirkt deeskalierender als tiefes gegenseitiges Verständnis. Erst durch einfühlsames Zuhören entsteht das nötige Vertrauen und die Flexibilität, um Konfliktrisiken in Konfliktchancen zu verwandeln.
Wie lerne ich gewaltfrei zu kommunizieren?
Der spezielle Verdienst Rosenbergs liegt in der Klarheit seiner Methode. Im Mittelpunkt der Gewaltfreien Kommunikation stehen 4 einprägsame Schlüsselunterscheidungen:
- die Unterscheidung zwischen Beobachtungen und Bewertungen
- die Unterscheidung zwischen Gefühlen und Schuldzuweisungen (Pseudogefühlen)
- die Unterscheidung zwischen Bedürfnissen und Strategien zur Erfüllung von Bedürfnissen
- die Unterscheidung zwischen Bitten und Forderungen
Bei ausreichend Training und regelmäßiger Selbstreflexion wird aus der „Kommunikationstechnik GFK“ eine empathische Grundhaltung. Diese Haltung ist immer mit der bewussten Entscheidung verknüpft, auch in schwierigen Situationen zunächst fühlen und verstehen zu wollen. Gewaltfreie Kommunikation funktioniert demnach als „Alphabetisierungskampagne“ für empathische Kommunikation und Achtsamkeit im zwischenmenschlichen Umgang.
Gewaltfrei zu kommunizieren ist auf zwei Arten möglich: innere Haltung einnehmen, das heißt die Ansichten zu übernehmen und GFK als Methode anwenden
Die 2 Aspekte der Gewaltfreien Kommunikation:
- DIE HALTUNG, aus welcher heraus ich handle.
- ALLEIN DIE METHODEN DER 4 SCHRITTE: Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und die Bitte
Haltung und Methode können sich gegenseitig bedingen. Verwende ich die Gewaltfreie Kommunikation nur als Methode, als Technik, kann meine Art zu sprechen als mechanisch wahrgenommen werden („GFK-Roboter“) und wird wahrscheinlich eher Misstrauen hervorrufen.
Die GFK-Haltung
Die GFK-Haltung ist der entscheidende Aspekt. Sie basiert auf der Anwendung der Prinzipien,
- dass wir alle Menschen sind, die dieselben Bedürfnisse haben,
- dass jede Aktion dazu dient, ein Bedürfnis zu erfüllen.
Die Haltung bestimmt die Absicht, mit der ich handle bzw. auf die Handlung eines anderen Menschen reagiere. Will ich eine Verbindung mit dem anderen herstellen, oder will ich „es ihm zeigen/mich rächen/ihn zu etwas zwingen“? Diese Absicht hat einen entscheidenden Einfluss auf das Gelingen der Kommunikation.
Die vier Schritte der GfK
1. Wahrnehmung ≠ Bewertung / Interpretation
Was ist tatsächlich wertfrei betrachtet passiert? Was genau wurde gesagt? Was wurde getan? Welche Wahrnehmungen haben meine Reaktion ausgelöst?
Unterscheidung zwischen unseren Wahrnehmungen und den Bewertungen, die sich automatisch einstellen.
Beispiel: =Wahrnehmung „Wir haben besprochen, dass die Präsentation bis heute 12:00 Uhr fertig sein soll. Jetzt ist es 13:00 Uhr und ich habe sie noch nicht vorliegen.“
Beispiel: =Bewertung/ Interpretation „Du bist wie immer unzuverlässig!“
2. Gefühl ≠ Gedanken
Wie reagiere ich nun emotional auf das was ich wahrnehme? Welche Gefühle wurden durch meine Wahrnehmungen ausgelöst? Kurz: Wie geht es mir mit den Aussagen meines Gegenübers?
Unterscheidung zwischen Gefühlen und Gedanken und sog. Pseudogefühlen (Bewertungen)
Beispiel: =Gefühlsäußerung „Ich bin ärgerlich und hilflos.“
Beispiel: = Gedanke “Ich fühle mich verloren. Ich habe Angst, mich vor dem ganzen Team zu blamieren.” = Pseudogefühl – Schuldzuweisung “Ich fühle mich im Stich gelassen.”
„Da sind Dir tausend Sachen wieder wichtiger als die Arbeit. Wie unprofessionell von Dir!“
3. Bedürfnis ≠ Strategie
Unsere Gefühle geben uns Aufschluss darauf, welche Bedürfnisse erfüllte und welche unerfüllt sind. Für eine Konfliktlösung ist es unabdingbar, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten bekannt sind. Nur dann ist eine Konfliktlösung möglich, die für alle passt. Es gibt zahlreiche Strategien zur Erfüllung eines jedes Bedürfnisses. Das ist von Erziehung, Erfahrung, Kultur und Vorlieben total unterschiedlich.
– Wissen über die vorhandenen Bedürfnisse = Flexibilität bei Lösung –
Beispiel: =Bedürfnis „Ich brauche Unterstützung zur Vorbereitung der Präsentation. Dazu ist mir Verlässlichkeit sehr wichtig.“
Beispiel: =konkrete Strategie, um Bedürfnis nach Unterstützung zu erfüllen „Schick mir sofort die Präsentation, ich hab nicht mehr viel Zeit!”
4. Bitte ≠ Forderung
Hinter jeder unserer Äußerungen steckt letztlich ein Wunsch / eine Bitte. Meist wünschen wir uns eine bestimmte Handlung des Gegenübers oder Feedback. Oft werden Bitten nur unvollständig oder gar nicht ausgesprochen, weil wir uns nicht trauen oder uns selbst nicht klar ist, was wir genau von unserem Gegenüber wollen oder uns wünschen. Wir erdulden oft unangenehme Zustände oder verschlechtern die Beziehung durch Forderungen und Druck.
Beispiel: =klare Bitte nach einer Strategie, die Bedürfnisse nach Unterstützung erfüllt „Kannst du mich bitte Unterstützen und mir bitte schnellstmöglich die Präsentation zusenden?“
Beispiel: =Forderung „Sende mir endlich die Präsentation! Du musst mir jetzt helfen, also komm endlich zu mir ins Büro!“
Umgang mit Gefühlen
[tk-quote]“Menschen vergessen, was du gesagt und was du getan hast. Sie vergessen aber nie, wie sie sich bei dir gefühlt haben.“ – Maya Angelou[/tk-quote]
Wenn Sie gewaltfrei kommunizieren, werden Sie sich trotzdem mal wütend, ängstlich oder traurig fühlen. Doch wenn Sie mit Ihren Gefühlen auf eine Weise umgehen können, die für Sie und Ihr Gegenüber viel angenehmer und bereichernder ist, fühlen Sie und Ihre Mitmenschen sich wesentlich besser.
Schauen Sie wie es M.B.Rosenberg gemacht hat: https://youtu.be/Ldn4–uS7Yo
Die GFK eröffnet Ihnen als zertifizierter Business Coach (IHK) neue Möglichkeiten, wie Sie solche Situationen betrachten und verstehen können.
Das Wolfsspiel mit den Schuldgefühlen
In der GfK gibt es für die Sprache zwei Symbole. Marshall B. Rosenberg setzte in seinen deutschsprachigen Seminaren zwei Stoffpuppen ein: Wolf und Giraffe. Die Puppen stehen für zwei unterschiedliche Arten zu sprechen und zuzuhören. Der Wolf reißt das Maul auf, zeigt Zähne, analysiert und sucht nach Schuldigen. Die Giraffe übt sich in einer einfühlsamen Grundhaltung, übersetzt Schuldzuweisungen in dahinterliegende Bedürfnisse, bemüht sich um gegenseitiges Verständnis und drückt sich (wenn immer es möglich ist) präzise und achtsam aus.
Wolf und Giraffe sind weder gut noch böse
Es liegt nahe, den Symbolfiguren Wolf und Giraffe die Etiketten „gut“ und „böse“ anzuhängen. Tatsächlich repräsentieren Wolf und Giraffe jedoch weder das Eine noch das Andere. Sie vertreten zwei unterschiedliche Wege, um mit eigenen Bedürfnissen umzugehen.
Der innere Wolf ist ein wichtiger Teil unserer Persönlichkeit. Heult er auf, so spüren wir, dass mindestens ein wichtiges Bedürfnis unbefriedigt ist. Er kennt unsere tiefsten Sehnsüchte, unsere Interessen und Wünsche. Er versorgt uns mit der Kraft, die wir für Veränderungsschritte brauchen. Wenn er jedoch zu Strategien greift, die Unheil anrichten, kommt die Giraffe als Übersetzer ins Spiel.
Wer den inneren Wolf mundtot macht, verbannt oder ausschaltet, verliert einen wichtigen Partner. Wer hingegen die Wolfssprache (Schuldzuweisungen, Abwertungen, Schmeicheleien …) in die dahinter verborgenen Anliegen übersetzt, der erhält tiefen Zugang zu sich selbst und ihm gelingt in der Folge die Verbindung mit anderen.
Bedürfnisse und Gefühle nach Rosenberg: https://youtu.be/mcvstxKHksQ
Wofür brauche ich das Seminar “Gewaltfreie Kommunikation”?
Wir alle reagieren auf Angriff, Beleidigung, Unterstellung und Bedrohung nach wie vor nach unseren Urprinzipien. Das haben wir unserem Stammhirn zu verdanken. Anders zu reagieren oder gar anders zu denken und zu kommunizieren muss also antrainiert werden. Gerade als Coach kommen Sie in Situationen, in denen es wichtig für Sie ist, dass sich Ihr Gegenüber verstanden fühlt. Ebenso ist GfK ein konstruktiver Weg, wie Sie Ihrem Gegenüber mitteilen können, was Ihnen wichtig ist. Dieser wird dann aufgrund der wertschätzenden Kommunikation ohne “Du bist schuld..” oder “nur weil Du” Vorwürfen viel aufgeschlossener sein und er wird Sie dazu besser verstehen können. Dadurch fühlen sich beide Parteien besser, beruhigter und vor allem entspannter.
Das ist nicht nur für jeden Menschen privat von enormen Vorteil, sondern für Sie als Coach ist es einer der Grundbausteine für alle Gespräche. Es wird Ihnen bei zukünftigen Auftraggebern nützlich sein, die eigentlichen Bedürfnisse zu erkennen und den Nutzen klarer zu transportieren, sowie in Diskussionen empathisch zu bleiben und in Konfliktgesprächen gut vermitteln zu können.
Sie werden hilfreiche Möglichkeiten kennenlernen, um mitzuteilen, was Ihnen wichtig ist, so dass Ihr Gegenüber auch eher bereit ist, das zu verstehen und es anzunehmen.
Warum ist es so wichtig gewaltfrei zu kommunizieren?
Das liegt an unserem Stammhirn.
- Es ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil unseres Gehirns.
- Es entscheidet über Strategien bei Bedrohung und Stress: Angreifen, Abhauen, Totstellen.
- Wenn das Stammhirn die Kontrolle übernimmt, macht das Großhirn Pause = wir blenden alles andere aus und können nicht denken.
Das bedeutet, dass wir auf einen Angriff (verbal oder körperlich) immer gleich reagieren:
- Gegenangriff > Wir laufen in die Waffenkammer und schießen zurück.
- Flucht > Wir laufen davon.
- Tod stellen > Wir ertragen es ohne zu reagieren.
Weil keine dieser drei Reaktionen hilfreich ist und zu einer Lösung führt, ist es wichtig unsere Gegenüber nicht anzugreifen. Leider geschieht das oft unbewusst. Oftmals wollen wir unsere Mitarbeiter, Kinder, Partner oder Kollegen gar nicht angreifen, dennoch reagieren sie anders als erwartet.